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Als
Abdullah II. aufwuchs, hatte sich die Welt
mit radikalen Palästinensern
auseinander zu setzen. Als
Achtjähriger erlebt oder hört er
aus Erzählungen, wie bewaffnete
Freischärler seinem Vater ans Leder
wollen - im Schwarzen September 1970.
Anders als in den westlichen
Bürger-Monarchien stehen die
kindlichen Spiele in einem arabischen
Königshaus unter ernsteren
Vorzeichen. Als Abdullah nach seiner
Ausbildung im jordanischen Militär
aktiv war, begleiteten ihn solche Gefahren
indirekt. Als König Hussein schwer
erkrankte, hatte es schon 18 nachgewiesene
Attentatsversuche auf ihn
gegeben.
Ausführlich
beschreibt der Monarch jene turbulenten
Tage, da sich der inzwischen todkranke
Vater entschloss, nicht Kronprinz Hasan
ibn Talal, der viele Jahrzehnte als
natürlicher Nachfolger auf dem
Haschemiten-Thron gegolten hatte, zum
Nachfolger zu machen, sondern ihn, seinen
ältesten Sohn. Hasan ist Abdullahs
Onkel. Wie sehr das Interesse an einem
Zusammenhalt der Dynastie damals zu Buche
schlug, wurde deutlich, als der
übergangene Hasan die Loyalität
zum neuen Kronprinzen und Monarchen
über alles stellte. So jedenfalls
beschreibt es der König. Es war
gewissen Leuten nicht gelungen, durch
Intrigen die verwandtschaftlichen
Verhältnisse und Bande zu
zerstören. Abdullah bewegt sich nun
seit elf Jahren, wie er schreibt, "in den
Fußstapfen einer Legende", doch
scheint er nicht unter der Figur des
Vaters zu leiden.
Die
friedliche Lösung des
israelisch-palästinensischen
Konflikts, der sich schon sein 1999
verstorbener Vater König Hussein
verschrieben hatte, ist Kernthema dieses
hochaktuellen Buches, obwohl es noch vor
Ausbruch der arabischen Revolutionen
geschrieben wurde. Den Nahostkonflikt gilt
es mit allen gebotenen Mitteln friedlich
und zum Wohle aller zu lösen. Dann
werde auch den meisten islamischen
Extremisten der Nährboden entzogen,
schreibt der 49-jährige Abdullah II.
Er versteht sich als Vermittler zwischen
Orient und Okzident, als Repräsentant
eines Islams, der auf "Gerechtigkeit,
Gleichheit und Anstand" fußt, wie er
schreibt. Seine Vision ist die eines
israelisch-palästinensisch-jordanischen
Wirtschaftszentrums nach Vorbild der
Beneluxländer. Es ist ein kühner
Traum für die Zukunft.
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König
Abdullahs II. Königreich liegt in einer
Region, die er selbst als "ruppige Nachbarschaft"
beschreibt. Seine Abstammung führt er auf den
Propheten Mohammed zurück und seine Ausbildung
hat er in den besten Schulen Englands und Amerikas
genossen. Als Vermittler zwischen Israelis und
Palästinensern versucht er einen Balanceakt,
dessen Scheitern auch sein Land mit in den Abgrund
ziehen könnte. Abdullah II., seit elf Jahren
König von Jordanien, steht vor schwierigen
Aufgaben. Erstmals äußert sich das
amtierende Staatsoberhaupt nun ausführlich
über sein Leben, seine Familie, die Geschichte
seines Landes und über seine politischen
Vorstellungen. Abdullah II. warnt eindringlich vor
der Eskalation der Gewalt, sollte es nicht bald zu
einer ernst gemeinten Annäherung der
völlig zerstrittenen Parteien im
Nahostkonflikt kommen. Wichtig ist dem Regenten die
Balance zwischen Islamgläubigkeit und
Aufgeschlossenheit für die Moderne - die
prononciert islamische Opposition wird im Land
ausdrücklich geduldet, dadurch aber auch in
Schach zu halten versucht. Die Skepsis, mit der
König Abdullah II. die Chancen für den
Frieden im Nahen Osten betrachtet, spricht schon
aus dem Titel.
Israel
sieht er gegenwärtig als Festung. Zum
Zeitpunkt, da dieses Buch erscheint, ist Arabien im
Aufruhr.
Auch der König muss sich mit Demonstranten
auseinandersetzen. Man wüsste gerne, was er
über diesen Aufbruch denkt.
"Die
letzte Chance" ist am 8. März 2011 bei der
Deutschen Verlags-Anstalt, München,
unter
der ISBN-13 9783421044600 erschienen, umfasst 447
Seiten und ist um 23,70 EUR im
österreichischen Buchhandel
erhältlich.
Anm.d.Red.:
"Abdullah" ist arabisch und heißt "Diener
(des einen) Gottes".
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