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ich, schon wieder.
Wie
genau das Wort entstand, weiß ich selber
nicht mehr so ganz. Ich weiß noch, dass ich
mit Wörtern spielte und mir dann etwas
hinunterfiel, woraufhin ich es als eine
Herunterfalle bezeichnete - eine "Falle" im Sinne
von etwas, das fällt; analog wäre einer
"Herunterrolle", wenn etwas
herunterrollt.
Verblüffenderweise
ergibt dieses Wort aber durchaus einen gewissen
Sinn, wenngleich nicht in der ursprünglich
vergebenen Bedeutung, nämlich dann, wenn die
"Falle" im üblichen Wortsinn verwendet wird.
Dann wird das ganze nämlich schon
dramatischer.
Die
dramatischste Möglichkeit ist natürlich
das Heruntersteigen von einem hohen Berg - das kann
sich tatsächlich zu einer Herunter-Falle
entwickeln, denn der Abstieg ist um nichts
ungefährlicher als der Aufstieg und ebenso
anstrengend - allerdings hat man zu diesem
Zeitpunkt den Aufstieg schon hinter sich und ist
demzufolge ganz schön müde.
(Nebenbei:
Nein, ein Berg wird nicht
bezwungen, er fordert auch nicht
ein Opfer, genauso wenig triumphiert er oder ruft.
Er tut nichts, denn er ist eine riesige Masse
Gestein, die herumliegt. Es berührt ihn
überhaupt nicht, ob jemand auf ihm
herumklettert, den Gipfel erreicht oder nicht. Wer
herunterfällt, ist kein Opfer des Berges,
sondern eben schlicht und ergreifend
heruntergefallen. Nichtsdestoweniger bleibt so
etwas eine Tragödie.)
Weniger
lebensgefährlich, aber ebenso dramatisch ist
die Herunterfalle im Sozialleben. Hier gilt
nämlich, dass Abstieg leicht möglich ist,
Aufstieg aber nicht. Sollte man sich also zu sehr
ausruhen, kann man leicht absteigen, ohne es zu
merken. Interessant ist, dass dies vor allem
relativ gilt - man betrete als hochrangiger Mensch,
sagen wir, als Bürgermeister einer
mittelgroßen Stadt eine Versammlung von
Präsidenten - und schon ist man sehr
unbedeutend. Besonders gefährlich ist so etwas
natürlich für Adelige, zumindest aus
ihrer eigenen Perspektive, denn sie vermeinen ja
höher zu stehen als andere
Menschen.
Am
besten zu beobachten ist dies Phänomen bei
Politikern. Ein Politiker kann Karriere nur hinauf
machen; sollte er den höchsten Punkt erreicht
haben, kann er nur noch fallen. Dann fällt er
tief. Fast nie hat ein ehemaliger Bundeskanzler
dann den Vizekanzler abgegeben oder so. Er
verschwindet dann einfach als Auch-Abgeordneter und
Parteimitglied in den Club. Alle erwarten, er
möge sich aufs Altenteil begeben und die
Klappe halten.
Bei
anderen Politikern und -innen (das gibt es ja zum
Glück auch schon) zeigte sich auch eine
gewisse Tendenz, von jetzt an in der
Privatwirtschaft zu arbeiten, vorzugsweise auf wohl
dotierten Posten, als Lobbyist oder Berater
für das Unternehmen. Was sie wirklich tun,
weiß ich nicht; ich denke, ich möchte es
auch gar nicht wissen. Jedenfalls haftet ihnen ein
Verlierer-Ruf an; einmal von dem ewigen Weg nach
oben abgekommen, ist man - oder: hat es zu sein -
endgültig weg. Eigenartigerweise.
Natürlich kann man auch nach oben
wegbefördert werden, aber was Macht und
Ansehen betrifft, bleibt man unten
durch.
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