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G E R D ' s

E L E V E N T Y

E R G R E I F E N . 1 0 / 1 1

Buchtipp

In der neuen IT-Lösung für die Bezirksamtsstrafen ist die Abfrage von Personendaten aus dem Melderegister eingebunden worden.
Nun kommen Familiennamen mit speziellen Sonderzeichen in die Daten-Landschaft um die Strafen und dessen Vollzug.
Die neue Applikation für die Abwicklung von Verwaltungsstrafverfahren der Bezirksämter kann mit den Sonderzeichen umgehen, nicht aber die nachgelagerten Systeme des Vollzuges.

Die Reaktionen der Entwickler der mittlerweile in die Jahre gekommene Applikationen des Vollzuges war recht emotional und verärgert. Man fühlte sich bei der Anbindung übergangen und musste einfach zugeben, dass diese Systeme nun mit der neuen Situation überfordert sind und einfach nicht klar kommen. Die Globalisierung hat nun auch die „Insel der Seligen erfasst“, und auch das mir bekannte Umfeld ist nun nach zwanzig Jahren endlich darauf gekommen.

Allerdings scheinen diese Sonderzeichen jene Kollegen völlig unvorbereitet zu treffen. Darunter, freilich einst viele EU-Gegner, scheint sich eine Kultur des Unverständnisses aufzubauen, worin es Sachargumente schwer haben, in den Seelen der übergangenen Unzufriedenen aufgenommen zu werden.

 

Dies ist ein unmittelbares Beispiel aus meinem sozialen Umfeld, worin Menschen von neuen Situationen betroffen sind, und wie sie damit umgehen. Auch erlebe ich generell ein Abnehmen der Bereitschaft von gegenseitigem Verständnis, meist wegen der Überforderung durch Kapazitäts-Engpässe wegen Einspar-Maßnahmen einerseits, und wegen der mangelnden Lernwilligkeit durch Bequemlichkeiten andererseits.

Trotz allem aufzubringenden Verständnis für die Überforderten erlebe ich zumindest zwei Varianten mit veränderten Situationen umzugehen. Zum einen unbestimmte Gefühle und dann ein diffuser Ärger der Ablehnung, oder sich mit dem Anderen zu befassen, Wissen zu erwerben, ihn versuchen zu verstehen. Glücklicherweise ist mir diese zweite Möglichkeit seit fünf Jahren beim Islam gegeben, denn es leben in Österreich mittlerweile mehr Muslime als Protestanten, und dies war einst eine neue Situation für mich - vor allem in Wien! - wie in jeder Hauptstadt eines Landes, das sich unserer polyzentrischen Welt angeschlossen hat.

Neben jenen Informationen aus unserem Themen-Blog bin ich auf das folgende Buch, das in zwei Varianten existiert, gekommen:

Zwischen dem Westen (welcher bei weiten nicht nur Österreich und das Abendland umfasst) und der islamischen Welt (welche bei weitem nicht nur die Türkei und den Orient umfasst, das größte islamische Land ist Indonesien) gibt es viele Diskussions- und Streitpunkte.

Doch es kann nicht zur einer sinnvollen Auseinandersetzung kommen, solange nicht beide Seiten dieselben Begriffe verwenden und auch dasselbe damit meinen. Der Islam ist nicht das Gegenteil der Demokratie und auch nicht das Gegenteil des Christentum oder des Judentums. In der Tat ist er wie diese eine Religion mit bestimmten Praktiken und Vorstellungen zu Ethik, Moral, Gott, dem Kosmos und dem Jenseits.
Doch er ist ebenso ein gesellschaftliches Projekt, wie Kommunismus, Demokratie oder Faschismus, ein System zur Ordnung von Politik und Wirtschaft mit einem vollständigen Zivil- und Strafrecht.

Und schließlich lässt sich der Islam als eine gewaltige Erzählung sehen, als eine von zahlreichen Weltgeschichten. Jede davon ist die gesamt Geschichte der Menschheit der Menschheit aus einem ganz bestimmten Blickwinkel. Jede dieser Geschichten ist die wahre Geschichte der Welt.

Feedback eines Lesers dieses Buches (auf Amazon):

... dieses Buch ist kein Schulbuch und keine wissenschaftliche Abhandlung.
Es ist eher das, was der Autor Ihnen in einem Café erzählen würde, wenn Sie ihn fragen würden, was es denn mit dieser parallelen Weltgeschichte auf sich hat.

Meine Entscheidung, zu diesem Buch zu greifen und es lesen lag darin begründet, dass ich einen Blick „von der anderen Seite“ haben wollte.
„Wir“ lernen und kennen Geschichte - logischerweise - von dem Standpunkt der Europäer. Auch „wir“ erleben diese Geschichte aktiv, nicht nur aus Lehrbüchern voller Fakten. Fakten kann man sich in unzähligen Publikationen zur Gemüte führen, aber wo bleibt da das persönliche, menschliche? Gerade der Islam, dem wir täglich begegnen - nicht in der Theorie, sondern in der Praxis! -, der uns aber dennoch so fremd scheint, verdient ein Buch, das uns helfen könnte, die andere Seite zu verstehen.

Genau das habe ich hiermit auch gefunden, ein informatives Buch, das selbst nie den Anspruch erhebt, in wissenschaftliche und akademische Titel eingereiht zu werden, aber dennoch einen interessanten Über- und Einblick gewährleistet und zudem noch amüsant und unterhaltsam - eben erzählerisch - geschrieben ist.

Jedem, der sich - wie ich selbst auch - in einem Zwiespalt zwischen „ich würde mich so gerne über geschichtliche Themen informieren“ und „ich verliere schnell das Interesse, wenn mir der Text zu langatmig ist obwohl das Thema an sich interessant ist“ befindet, kann ich dieses Buch durchaus empfehlen.

Tamin Ansary, geboren 1948 in Kabul, wuchs in Afghanistan auf, der Heimat seines Vaters.

Seine Mutter war Amerikanerin mit finnisch-jüdischen Wurzeln.
Der interkulturelle Blick war Ansary damit bereits in die Wiege gelegt.

Sein Buch „West of Kabul, East of New York“ wurde zum Bestseller.

Tamin Ansary hat zwi Töchter und lebt mit seiner Frau in San Francisco.

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