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stellenweise aus einer Predigt in Neuhaus am
Klausenbach, von Pfr. R. Breckner)
Als
Predigttext wurde der erste Brief von Paulus an die
Thessalonicher, Kap. 5, Vers 14 bis 124
gewählt.
"... Ermahnt alle, die ein ungeregeltes Leben
führen. Ermutigt die Änglichen. Helft den
Schwachen und habt Geduld mit allen. Seht darauf,
dass keiner Unrecht mit Unrecht zurückzahlt.
Gebt euch Mühe im Umgang miteinander und mit
allen Menschen das Rechte zu tun.
Freut euch immerzu ! Lasst nicht nach im Beten.
Dankt Gott in jeder Lebenslage. Das will Gott von
denen, die mit Jesus Christus verbunden sind.
Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen
Geistes ! Verachtet nicht die Weisungen, die er
euch gibt. Prüft aber alles, und nehmt nur an,
was gut ist. Von jeder Art des Bösen haltet
euch fern ! ..."
*
Mit
Ermahnungen haben wir Schwierigkeiten. Wir lassen
uns nicht gern ermahnen. Wir sehen gleich einen
erhobenen Zeigefinger, der uns droht. Das ist
vielleicht auch ein Grund, warum viele z.B. mit
malerischen Bildern von Paradies und Hölle
wenig anfangen können. Dabei weisen
Ermahnungen meist nur auf
Gesetzmäßigkeiten hin, gleich wie eine
Voraussicht auf eine nahende Klimakatastrophe, wenn
wir im Norden unseren Lebensstil nicht ändern.
Eigentlich wollen Ermahnungen Katastrophen
vermeiden und den Menschen vor dem Abgrund auf den
rechten Weg zurückführen.
Gewiss,
eine Voraussetzung für ein besseres
Verständnis für Ermahnungen und das
folgende ist, dass der betroffene Mensch die Frohe
Botschaft - das Evangelium über die Nähe
und Zuwendung Gottes zu ihm (und zu uns) - bereits
angenommen hat, erfahren
hat, was Gott ihm (und uns) Gutes getan hat. Wurde
das Geschenk Christi, die Sündenvergebung ohne
Gegenleistung, die Zugänglichkeit Gottes und
das Angenommen-Sein der eigenen Person von Gott,
angenommen, stellt sich der seelische
Wunsch nach
Dankbarkeit
von innen her selbst ein.
Ein
Dank ist ja auch unter Menschen auf andere
gerichtet. Jemand schenkt mir etwas. Ich freue
mich, ich bin überrascht. Ich habe damit
vielleicht nicht gerechnet. Ich sage danke.
Jemand tut etwas für mich. Er ist freundlich
zu mir, Er beglückwünscht mich. Ich bin
froh. Das tut mir wohl. Er hilft mir. Ich sage
danke.
Ich meine damit: Es ist angekommen. Ich nehme es
als ein Stück von Dir, mein Gott, ich brauche
Dich. Du bist mir wichtig. Wir gehören
zusammen.
Dazu mehr im thematischen Beitrag "Mein
Teppich".
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Dank
ist Antwort. Der wirklich angenommene und gerettete
Mensch will
aus seinem Inneren heraus dankbar sein. Quasi als
Ermunterung seiner seelischen Regung
nachzugehen, fordert ihm (und uns) die Heilige
Schrift zum Danken auf. Diese Ermunterung zur
Dankbarkeit nimmt das Seelische im Menschen ernst.
Angesichts des Materialismus, der Seele und Geist
leugnet, und die Wirklichkeit nur auf die physische
Welt reduziert, wird die "Ermahnung" "Seid (Gott)
dankbar in allen Dingen" zum Zuspruch unserer
selbst und unserer eigenen Empfindungen gewahr zu
werden. Denn es ist völlig unkonventionell und
gar nicht cool sich seiner eigenen Seele bewusst zu
werden.
Denn der Dank der Gemeinde ist die Antwort ihrer
Seelen auf das was Gott getan hat. Es ist die
Reaktion des Glaubens auf Gottes Aktion. Wir
können diesen Dank aussprechen. Wir
können ihn in ein Lied fassen. Wir können
ihn aber auch auf andere Weise zum Ausdruck
bringen: Die Ermahnungen und die Gebote zu befolgen
als eine Form des Dankes für Gottes Treue, und
mehr noch: Das eigene Handeln religiös
bewerten
- z.B. im Sinne von Seelenpflicht,
Erstrebenswertem, Neutralem, Verpönten und
Verbotenem.
Gottergebenheit
aus Dankbarkeit
für Sein Wirken in Seinem ersten Schritt zu
mir (und zu uns).
Dank
kann also Lebenshaltung sein:
ein Blick auf die Beziehungen zu unserem
Mitmenschen, zu den Allernächsten wie zu denen
mit denen wir es zu tun bekommen. Gott spricht uns
auf unseren alltäglichen Umgang mit ihnen an.
Nur zu oft leiden wir darunter, dass unsere
praktische Beziehungskunst nicht klappt. Schnell
finden wir uns ungerecht behandelt, angegriffen,
belästigt oder benachteiligt. Nur selten
erkennen wir unseren eigenen Anteil an gespannten
Beziehungen. Die Ursachen für Spannungen
suchen wir kaum bei uns.
Dank
als Lebenshaltung kann bedeuten:
Wir bemühen uns, solche Spannungen zwischen
uns abzubauen. Wir üben uns in Geduld mit den
Mitmenschen, die doch ihre Geschichte und die
Stationen ihrer Entwicklung brauchen. So gerate ich
nicht in Zorn, dass meine berufliche Umgebung nur
in "Software-Anforderungen" denken kann, noch nie
eine Projekt-Kultur oder -Organisation gelebt hat
und stets wie im Tagesgeschäft agiert, oder
über das dämmrige Dahinplätschern
mancher meiner Kollegen mit gelegentlichen
Wutausbrüchen ..., sondern versuche
zuerst
zu verstehen,
um dann meinen Kollegen - meinen Nächsten -
nahe zu sein. Ihre Geschichte, unsere gemeinsame
Unternehmens-Geschichte zu erforschen und dann zu
kennen, ist mir eine viel bessere
Gesprächsbasis als so fixe, oft
unüberlegte, Ideen und Modelle, wie eine
Organisation in so großen und komplizierten
Vorhaben zu sein hat.
Wir bemühen uns, das Schlimme nicht zu
verhärten und Streitgespräche auf die
beste Art und Weise zu führen. Wir
bemühen uns, die Bereitschaft zu einer Wende
zum Guten einzubringen.
Das
kann eine Antwort darauf sein, dass sich Gott um
uns bemüht - und uns stets die inneren
Voraussetzungen schaffen will.
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Was
erwarten wir ? Womit rechnen wir
?
Dankbarkeit
ist eine Antwort darauf, dass wir
beschenkt wurden. Unser Leben und unsere
Welt sind voller Geschenke Gottes. Wir
denken an all das, was wir haben und
erleben. Natürlich fällt uns
auch das ein, was uns versagt bleibt, aber
wir bleiben einmal bei dem, was wir an
Erfreulichem und Beglückendem
erzählen können:
Gott
macht
das möglich,
dass wir gelassen und guter Dinge auf das
zugehen können, was auf uns zukommt.
Was wir ihm verdanken, lässt uns
damit rechnen, dass Er morgen wieder zur
Stelle sein wird, wenn wir Ihn
brauchen.
Er
wird auch zur Stelle sein, wenn wir Ihn
gar nicht im Auge haben. Das Vertrauen,
das Er uns entgegenbringt, lässt uns
hoffen, dass Er Seine Treue
durchhält. Dank als Lebenshaltung,
erwartungsvolles Vertrauen ist eine
Antwort darauf, dass Gott uns
entgegenkommt.
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Dank
als Antwort - dies kann auch in einer ungebrochenen
Gewissheit geschehen.
Gewissheit zeigt an: Wir rechnen damit, dass Gott
zu Seinem Wort steht. Wir verlassen uns darauf,
dass Gott auch in Zukunft gegenwärtig sein
wird. Bestimmt wird auch unser Glaube wieder
angefochten sein. Aber die Erinnerung an das, was
Gott bereits getan hat, wird uns neu dankbar machen
und Gewissheit schenken. Und Gott wird auch wieder
Antwort geben.
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