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G E R D ' s

E L E V E N T Y

M A R C O S E T T A '

Wie die Wüstenvölker mit den Singenden Wolken spielten

Mit der Entwicklung der regionalen Souveränität im Fliegen gewannen die Flüge meiner Völker an Höhe (die sich zu diesem Zeitpunkt global noch nicht gefunden haben und daher noch keine Philianer waren), und manchmal liesen sich Gruppen auch mit den Winden treiben, bis es schließlich Gruppen gab, deren Heimat Wolken wurden.

Der Anfang dazu machten recht seltsame und ungewöhnliche Wolken in einer Morgendämmerung, aus welcher die ersten Sonnenstrahlen von unten auf diese kräuselnde Wolken trafen. Aus diesen Wolken verwandelten sich die Sonnenstrahlen in kleine und tänzelnde Flämmchen. Mit diesen Flämmchen (aus gebrochenem oragenen Sonnenlicht) spielten und tanzten ein paar kleine Nebelschwaden und -fleckchen.

Eine reisende Gruppe meiner Völker traf auf dieses Lichtspiel bei Sonnenaufgang und wollten sich das genauer ansehen. Sie flogen daher mit den spielenden und lichtspiegelnden Wölkchen mit, und die Wolken schienen darauf zu reagieren und umrundeten die Gruppe. Daraus entwickelte sich ein gemeinsamer spielerischer Reigentanz der Wolken mit der reisenden Gruppe. In diesem Tanz wurde offenbar, dass diese Wolken etwas Besonderes sind und auf Bewegungen einzelner Individuen der Gruppe aus meinen Völkern reagieren. Im weiteren Verlauf des Tanzes entstanden Bläschen, die an Seifenblasen, auf denen die Sonnenstrahlen schillernde kleine und dezente Regenbogen zaubern, erinnern. Manchmal war die Gruppe einige Augenblicke in ein solches Licht, bzw. in so einem Nebel, getaucht und tanzte daraus wieder hervor, um gleich wieder in ein solches schillerndes Farbenspiel einzutauchen.

Als dann einmal die Wasserdichte in den Lüften zu groß wurde, wurde in einer Schrecksekunde schnell klar, dass dies keineswegs ein Naturphänomen, sondern eine eigene Spezies war, mit denen meine Völker durch eine gemeinsame Choreographie Kontakt aufgenommen hatte. Wolken, die sich derart verdichten, sodass sich ein kleiner und dünner See in den Lüften bilden konnte, gab es nicht.

Heraus gerissen aus den traumtänzerischen Bewegungen und dennoch fasziniert von diesen interessanten Wesen, die offensichtlich auch fliegen können und eine Dichte, die an jene Körper der Mitbetenden erinnerte, einnehmen können, wurde die Aufnahme eines empathischen Kontaktes versucht. Weil dies zu keiner Reaktion führte, wurde erstmals eine Verbalität probiert. Schon aus Begegnungen mit den Menschen wusste die Gruppe, dass sich verbale Sprachen unterscheiden, aber ein ähnlicher Tonfall in einer Sprachmusik durchaus kompatible Bedeutungen aufweisen kann.

Daher wurde ein Summen versucht - und darauf kamen wunderbare Antworten: Aus den Wolken kamen nach und nach schöne Lieder, wirkliche Lieder und nicht nur Sprachmusik. Daher wurde diese Spezies von meinen Völkern zunächst als die der Singenden Wolken(seen) bezeichnet. Manche sagen, dass darin meinen Völkern ein Keim für den eigenen Gesang, der ja später von den Waldhütern entwickelt wurde, gelegt wurde; zumal in diesem Summen und Gesang der Wolken, die sich ohne weiteres zu Seen der Lüfte verwandeln konnten, ein Zusammenhang zur Verdichtung erkannt wurde.

Nach einer Weile tänzerischen und mitsummenden Fliegens und Spielens mit den Lichtern der aufgegangenen Sonne, kehrte nun die Gruppe zu ihrem Heiligen Berg zurück, um andere Gruppen, die sich in ihrer Nähe aufhielten, beim kommenden Levitationsfest von ihrer Begegnung mit den Singenden Wolken zu erzählen.

 

Auf diese Weise erfuhr auch das Volk Weltenmond von den Singenden Wolken, und ihnen sollte bei einer Nachtreise mehr von den Singenden Wolken offenbar werden. Denn beide Spezies - meine Völker und die Singenden Wolken - waren einerseits Forscher, Erkunder und gleichzeitig andererseits Forschungs-“Objekte“. Durch ihr Interesse untereinander waren weitere Begegnungen vorgezeichnet. Im Volk Weltenmond wird nämlich beim Heiligen Nachtmahl immer eine lange Nachtreise unternommen, und es gilt zudem als statthaft dabei ein größeres Gewässer zu überqueren.

Als sich eine Gruppe aus diesem Volk auf einer solchen Nachtreise weltrücklings und dem Vollmond zugewandt über einem Gewässer befand, wurde der Mond aufeinmal trüb, um kurz danach wieder klar und um einen nebelhaften Regenbogenkreis reicher zu werden. Dieser Kreis stand nicht still, sondern schien selbst um den Mond zu tanzen. Das veranlasste die Gruppe sich zu diesem tanzenden Kreis zu begeben und mitzutanzen und die Singenden Wolken einzuladen mitzureisen und am Fest teilzuhaben. Diese Einladung war einerseits ein Einsummen, um wieder Lieder hervor zu locken und andererseits schlängelnde Bewegungen um einzelne Wesen der Singenden herum und auch wieder etwas weg von ihnen und etwas zurück zu ihnen, um ihnen die Reiserichtung mitzuteilen.

 

Überhaupt kann man sich die Kontaktaufnahme mit den Singenden Wolken wie jene von Kleinkindern untereinander vorstellen. In der „realen Welt“ ist es ja auch erstaulich, wie schnell sich Kinder unterschiedlicher Sprachkreise untereinander verständigen können. Eine denkend-reflektierender Kontakt mit Begriffs- und Konzeptabklärungen oder dergleichen gab es nicht.

 

In jener Nachtreise mit einer Gruppe aus dem Volk Weltenmond wurde deutlich, dass die Singenden Wolken eigentlich keine „Wolkenwesen“ sind, sondern ihre Heimat in den großen, dunklen Gewässern haben. Die Singenden wunderten sich nämlich wieso die Gruppe bei der Gewässerüberquerung auf den Rücken legt und sich dem Mond zuwendet. In diesem Moment der Drehung begegneten sie eine andere Gruppe meiner Völker, welche die Überquerung des unten liegenden Sees überhaupt vermeiden wollte.

Die Singenden bildeten eine Art „Nebelstraße“ über den See, um den Reisenden die Furcht vor dem Wasser zu nehmen. Durch den Vollmond vermochte diese Straße zu glitzern. Kurz darauf verwandelte sich die Straße in eine Art Schale und dann in einen großen ausgefüllten Kreis, welche sich langsam vom Ufer wegbewegte und dann gleich auf die wartende Gruppe zubewegte. Dabei führten die Singenden pulsierende Verdichtungen durch, welche durch das vom Mond reflektierte Licht besser wahrnehmbar wurde.

Die Reisenden beobachteten die Singend-Verdichtenden und begaben sich schwebend über der großen Schale, welche das Mondlicht reflektierte und den Blick zum dunklen Gewässer verdeckte. Auch die Gruppe aus dem Volk Weltenmond wendete ihren Blick auf die Schale und den darin dezenten Lichtspielen aus den Verdichtungsspielen der Hydronen zu. Das Lichtflackern erinnerte an Polarlichtern innerhalb der Schale, und von unten gab es eine Unterstützung für die beiden Gruppen meiner Völker. Zum ersten mal wurden sie getragen.

 

Diese Erfahrung von anderen fliegenden Wesen singend getragen zu werden war sicher ein Keim zur späteren Motivation selbst andere Wesen - z.B. Solide - zu tragen und sie an der Lebensweise und den Reisen teilhaben zu lassen.

Die Hydronen, welche von meinen Völkern später schließlich als die „Singenden (Ver-)Dichter“ oder als „Mittler der Gewässer“ bezeichnet wurden, setzten einen Prozess (mit) in Gang, aus welcher die Waldhüter der Philianer die empathische Annäherung und die ersten Ansätze ihrer späteren Schauspielsprache entwickelten. Die Errungenschaft der Musik meiner Völker kann damit u.a. auf diese singend-tragende und mondlichtspielende Urerfahrung zurückgeführt werden.

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