Eleventy.at - Verein - Produkte - Völker - Cinque Terre - Zeitung: Ausgaben - Themen - Titel - zurückblättern - weiterblättern

G E R D ' s

E L E V E N T Y

M A R C O S E T T A '

Wüstenabenteuer der Hydronen

Im Zuge ihrer traditionellen Weltumrundungen erreichten die Hydronen immer wieder Wüsten. Es bereitet ihnen große Freude außerhalb des üblichen Jahreszyklus Regen in die Wüste zu bringen und das daraus folgende Erwachen des Lebens in diesen wie tot wirkenden Regionen zu beobachten. Bei einem dieser Zwischenstops treffen sie auf eine Erscheinung, die ihnen bisher nicht begegnet war. Ein sonderbares blinkendes Luftflimmern. An sich sind Licht-Erscheinungen für die Hydronen nichts derart Neues - sowohl aus der Tiefsee, in der manche Tiere die farbenprächtigsten Lichteffekte bewirken, wie auch aus ihren Begegnungen mit den Bergfeen hatten sie gelernt, dass Licht nicht nur gebrochen und gespiegelt, sondern von bestimmten Lebewesen auch selbst produziert werden kann - und der Umstand, dass es sich um die traditionelle Reise des Volkes der Hydronen handelt, hat zur Folge, dass sich keine Forscher unter den Reisenden befinden. So wären die Hydronen beinahe an dieser Erscheinung vorbeigeflogen.

Die fürwitzigsten unter den Hydronen, die zum ersten mal dabei sind, lassen jedoch keine Gelegenheit zu spielen aus. Sie versuchen mit einzelnen Tropfen dieses Flimmern zu treffen und wirbeln darum herum. Sie bilden dicke, dichtere Wolken, um zu sehen ob es sich nur um eine Spiegelung von Sonnenlicht handelt, doch das Flimmern leuchtet trotz der Schatten unvermindert weiter. Nun wollen sie es genauer wissen und versuchen, dieses sich mit ihnen mitbewegende Flimmern einzufangen, indem sie Wasserblasen darum bilden. Das tun sie auch, um Licht zu brechen. Das einzige jedoch, was dies zur Folge hat, ist ein ungewöhnliches Summen. Erst halten die Hydronen das nur für eine Begleiterscheinung des Flimmerns, dann finden sie aber doch heraus, dass sie es nicht mit einfachem Licht, sondern mit lebenden Wesen zu tun haben. Die Hydronen stimmen daher ihrerseits ein Lied an. Es ist keines ihrer traditionellen Lieder. Sie fallen in den Rhythmus des Summens ein und lassen einen neuen in Harmonie dazu stehenden Gesang erklingen.

Im Zuge dessen werden andere Hydronen auf das Geschehen aufmerksam. Unter ihnen befinden sich auch Forscher, die, in der näheren Umgebung tätig, auf den reisenden Schwarm aufmerksam geworden sind und sich kurz mit ihm in Verbindung gesetzt haben. Diese fangen nun an, sich für die Entdeckung der Junghydronen zu interessieren. Sie mischen sich als Nebel unter diese und vermessen die neu entdeckten Lebewesen. Nach einer gewissen Zeit entfernen sich die flimmernden Wesen auf einen Berg zu. Die Gruppe der Forscher folgt ihnen, während die Junghydronen sich wieder ihrem Schwarm anschließen und die Reise fortsetzen.

*

Die Forscher beobachten nun die neu entdeckten Wesen, die eine Weile gar nichts tun. Das finden sie aber nicht außergewöhnlich, ist ihnen Ähnliches doch von den Kröten bekannt. Nach dieser Phase, von der den Hydronen nicht ganz klar ist, ob sie der Sammlung oder der Kommunikation dient, beginnen die Flimmerwesen um den Berg zu tanzen, was die Forscher, wie zu erwarten, genau studieren. Bei der langfristigen Erforschung wird den Hydronen klar, dass diese Tänze in regelmäßigen Abständen erfolgen. Sie schließen daraus, dass es sich um eine Art Fest handeln dürfe.

Nach einem längeren Beobachtungszeitraum beschließen die Forscher, sich bemerkbar zu machen. Um dabei nicht zu stören wählen sie ein Fest zu Vollmond und bilden einen kreisrunden Regenbogen um das Mondlicht. Im Laufe ihrer Studien wiederholen sie dies einige male und nach und nach bemerken sie, dass ein paar Flimmerwesen ihnen ein Stück folgen, wenn die Hydronen den Festberg verlassen.

Die Strecke dieser Begleitung, die die Hydronen erst für willkürlich halten stellt sich nach eingehender Untersuchung als natürlich begrenzt heraus. Sie endet stets, sobald sie die Wasseroberfläche erreichen.

Da sich für die Hydronen inzwischen herausgestellt hatte, dass auch ihr Gegenüber einem Forscherdrang folgt, erörtern sie eine Möglichkeit, die Wüstenvölker mit über das Wasser zu nehmen, und zwar indem sie sich zu besonders dichten Wolken zusammendrängen, sodass sie darauf etwas oder jemanden tragen können.

Ein paar wenden zwar ein, dass es absurd sei, zu denken, jemand, der sich nicht aufs Wasser wagt, wäre bereit, sich von Wolken - die ja auch nichts anderes als Wasser sind - tragen zu lassen, aber sie versuchen es dann trotzdem.

Und tatsächlich, einige wenige Wüstenwanderer wagen sich auf die Wolken-Fähre und im Laufe der verschiedensten Feste, denen die Hydronen beiwohnen, werden es immer mehr, die das Wagnis des Getragen-Werdens auf sich nehmen.

Im Zuge dieser Entwicklungen bemerken die Hydronen auch, dass die Flimmernden nach und nach anfangen, sich zu verdichten, und dass manche sogar schon beginnen, kleine Seen selbst zu überqueren. Es ist eine ungeheuerliche Erfahrung für sie, die Weiterentwicklung der Wüstenvölker so direkt miterleben zu können, denn beinah alle Lebewesen, die sie bisher erforscht hatten, waren bis auf kleine Veränderungen so geblieben, wie sie beim Erstkontakt erlebt wurden.

Gut, sie hatten das Vorläufervolk der Bergfeen und später die Bergfeen erforscht, doch da hatten sie erst im nachhinein die Entwicklung der einen zu den anderen begriffen, bei den Wüstenvölkern jedoch haben sie deren Evolution selbst miterlebt.

Und dabei bleibt es nicht.

Sie beobachten im weiteren Verlauf auch die Entwicklung von Völkergruppen. Nicht so wie bei den Hydronen selbst, bei denen sich je nach Fähigkeit Gruppen herausbilden. Die Wüstenvölker nehmen zusätzlich zu ihren unterschiedlichen Tätigkeiten auch verschiedenen Körperformen in unterschiedlicher Dichte an und behalten diese.

*

In der weiteren Beobachtung der Wüstenvölker und beim sporadischen Kontakt erfolgt Kommunikation nur durch gemeinsames Tun.

Bei ihrem gemeinsamen Reisen und Handeln erübrigt sich ein verbaler Austausch, denn Lebensfreude braucht keine Worte.

Eleventy.at - Verein - Produkte - Völker - Cinque Terre - Zeitung: Ausgaben - Themen - Titel - zurückblättern - weiterblättern