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G E R D ' s

E L E V E N T Y

M A R C O S E T T A '

Johannes Wort des Monats: Beuteldetektor

(© ich)

Die Entstehungsgeschichte dieses Wortes ist selbstverständlich wichtig, denn hinter diesem Wort könnten sich verschiedenste Bedeutungen verstecken - beispielsweise ein Gerät, mit dem sich ein Beutel, also eine Tasche aufspüren lässt. Oder eine Art Polizist, der feststellt, in welchem Beutel welches Geld verschwindet. Dies wäre natürlich auch eine sehr nützliche Angelegenheit, die eben deshalb wohl nie wirklich eingeführt werden wird.

Aber die wahre Bedeutung dieses Begriffes kommt von einem Verb, und zwar nicht von detektieren, sondern von beuteln. Im Sinne von schütteln bzw. sich schütteln, natürlich. In einem Gespräch - ich habe ehrlich gesagt vergessen, worum es genau ging - erwähnte mein Vater, dass es ihn bei irgend etwas beuteln würde. Daraus ergab sich dieses schöne Wort.

Der Beuteldetektor ist also diese herrliche innere Stimme, mit der man verschiedene Dinge feststellen kann. Wenn ich etwas bloß höre, und sofort beutelt es mich, schlägt er offensichtlich an. Nur so zum Beispiel, wenn irgend jemand Regenwürmer isst oder dergleichen mehr.

Natürlich ist das nur die Primitivanwendung dieses besonderen inneren Sensors. Er schlägt unter verschiedensten Umständen an - zum Beispiel, wenn die große Kollision - äh - Koalition auf dem Bildschirm erscheint. Strafverschärfend womöglich noch gemeinsam.

Oder der aktuelle Ölpreis (und seid gewarnt: Ich befürchte, das war noch gar nichts, was wir bisher gesehen haben).
Oder die Wettervorhersage, die nun schon eine ganze Weile lang immer nur unerfreuliches Wetter vorhersagt.

Wie alle inneren Stimmen ist auch diese hier universell, allgemeingültig, absolut unfehlbar und läuft bei jedem Menschen komplett anders. Es gibt Leute, die essen allerhand Dinge, bei denen es unsereinen beutelt - z.B. große Raupen in Afrika. Oder Heuschrecken, Ameisen, Erde (jawohl, Erde!), Schlangen oder mehr so angenehmes Zeug. Umgekehrt ist – oder war – in Japan das Essen von verfaulter Milch, bei uns Käse genannt, niemals allgemein üblich.

Dies lässt sich natürlich auch auf sonstige Ansichten umlegen. In verschiedenen Diskussionen und Debatten von Angehörigen verschiedener politischer, religiöser, weltanschaulicher (etc., bitte selbst einzusetzen) Denker oder Un-Denker beutelt es alle, wann immer die Gegenseite irgend etwas von sich gibt, und die Zuhörer allein schon auf Grund des schieren Tonfalles, der üblicherweise herrscht.

Natürlich zeigt das niemand, denn das gehört zu unserer Kultur. Mag es uns noch so sehr beuteln - innerlich -, so reagieren wir trotz alledem nicht auch noch tatsächlich körperlich darauf oder geben es womöglich auch noch zu. Insofern sollten wir uns noch einen Beuteldetektor zulegen: Einen, der feststellt, wann es andere Leute beutelt unseretwegen. Wir wären, glaube ich, nicht nur überrascht, was wir alles falsch machen, wir hätten auch erstmals eine Chance, tatsächlich mit den anderen Leuten offen und ehrlich zu sprechen, alle Fehler anzusprechen, einander nur noch die ganze Wahrheit zu sagen.

Und genau deswegen verzichten wir auf diese innere Stimme.

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