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G E R D ' s

E L E V E N T Y

E . M . A C H T

Die Sünde der Distanz überwinden

Wolfgang Pucher über Herbergsuche

Im Jahr 2005 wurde der Grazer Pfarrer und Lazarist Wolfgang Pucher für sein soziales Engagement als Österreicher des Jahres in der Sparte Humanität ausgezeichnet.

Am 1. Dezember 1993 eröffnete Wolfgang Pucher aus Baucontainern das sogenannte VinziDorf in Graz St. Leonhard als eine letzte Bleibe für verwahrloste und auch teilweise alkoholkranke Heimatlose. Hier können sie ihre Grundbedürfnisse - Essen, Schlafen, Waschen - befriedigen und erhalten im Krankheitsfall auch medizinische Betreuung. Anfänglich wurde das Projekt angefeindet, inzwischen konnten weitere soziale Einrichtungen in Graz eröffnet werden und erhalten Unterstützung aus der Bevölkerung.

Wolfgang Pucher kümmert sich um Straßenkinder in Istanbul ebenso wie um Grazer Obdachlose.

VinziDorf

Ein Hauptamtlicher und zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter bemühen sich, die Bewohner in eine "Dorfgemeinschaft" zu integrieren, in der sie die Möglichkeit haben, sich wieder an ein "normales" Leben zu gewöhnen. Deshalb wird den Bewohnern auch bei Amtswegen, bei der Arbeits- und Zimmersuche geholfen. Das VinziDorf erfüllt eine Pionierfunktion im Umgang mit alkoholkranken Menschen. "Da es eine kleine Gruppe Obdachloser gibt, die wegen ihrer unheilbaren Alkoholabhängigkeit in keiner bestehenden Einrichtung behalten werden bzw. bleiben, haben wir sie im VinziDorf aufgenommen, ohne ihnen den Alkohol zu verbieten", so Pucher. "Aus dieser Erfahrung können wir sagen, dass nach einiger Zeit selbst diese schwer alkoholkranken Menschen den Alkoholkonsum reduzieren.

"Der Grund dafür scheint darin zu liegen, dass sie im VinziDorf durch die Rund-um-die Uhr-Betreuung ein wenig Heimat finden können. "Obwohl wir bemüht sind, den einen oder anderen Bewohner zu resozialisieren, ist dies kaum möglich. Deshalb betrachten wir das VinziDorf primär als einen Ort, an dem extrem gescheiterte Menschen in Würde leben und altern dürfen", so Pucher weiter.

 

VinziNest

Das VinziNest ist aus einer Initiative der Vinzenzgemeinschaft hervorgegangen, die im Jahre 1992 hundert Flüchtlinge in einem Zeltlager in Eggenberg beherbergt hat. Anschließend wurden alle diese Personen in Privatquartieren untergebracht. Bei Einbruch der kalten Jahreszeit ergab sich jedoch erneut die Notwendigkeit, bei uns gestrandete Menschen, derer sich niemand annehmen wollte, notdürftig zu versorgen.Deshalb mietete die Vinzenzgemeinschaft eine aufgelassene Fabrikhalle an. In ihr wurden Stahlrohrbetten aufgestellt: Das VinziNest war entstanden. Da es an jeder Infrastruktur gefehlt hat, wurde das Gebäude 1999 generalsaniert. Es versteht sich als Notschlafstelle für Ausländer und ist täglich von 18 bis 7 Uhr geöffnet.

90 Personen erhalten pro Tag eine warme Mahlzeit und haben die Möglichkeit, dort ihre Wäsche zu waschen. Freie Mitarbeiter bemühen sich, anfallende Probleme zu lösen.

Meine Interpretation der Web-Startseite der Vinziwerke:

Das eigene Zuhause, die "eigenen vier Wände" können als Refugium, als Rückzugsort angesehen werden.
So mancher kann sich in sein Schneckenhaus zurückziehen. Fehlt das örtliche, materielle, Zuhause, so nimmt auch die Seele schaden - hier dargestellt durch ein beschädigtes Schneckenhaus und daraus mangelndem Lebensstandard eines Alleinseins, das auch ein Bedürfnis des Menschen ist.

VinziBus

Der VinziBus ist ein Kleintransporter, der seit 1. Dezember 1991 täglich am Abend an drei Plätzen der Stadt Graz belegte Brote und Tee an Hilfsbedürftige verteilt. Da es ihnen oft an sozialen Kontakten und menschlicher Zuwendung fehlt, ist die tägliche Begegnung mit freiwilligen Helfern der Vinzenzgemeinschaft eine Tankstelle menschlicher Wärme. Brote und Tee werden von kirchlichen Einrichtungen - Klöstern - kostenlos zur Verfügung gestellt.

VinziSchutz
Die Einrichtung ist eine Nachtschlafstelle für obdachlose ausländische Frauen.

VinziSchutz wurde in Anbindung an das VinziNest eingerichtet, um auch Ausländerinnen ganzjährig ein warmes Bett und eine warme Mahlzeit zu bieten. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen nehmen sich der Probleme und Sorgen unserer Gäste an. Einmal pro Woche wird die Möglichkeit eines Arztbesuches in der VinziSchutz geboten.

Haus Rosalie
Wenn Frauen in keiner anderen bereits bestehenden Einrichtung unterkommen oder dort nicht bleiben können, soll eine vorübergehende betreute Wohnmöglichkeit im Haus Rosalie angeboten werden. Das Haus Rosalie bietet Frauen in Not eine Unterbringung in Einzelzimmern bzw. kleinen Wohneinheiten so lange, bis eine bedürfnisgerechte Unterkunft gefunden wird. Es werden auch Frauen mit Kindern und psychisch belastete Frauen aufgenommen und durch verständnisvolle Mitarbeiter betreut.

Menschen in Not soll schnell geholfen werden, das ist die Maxime von Wolfgang Pucher, der Armut als eine durchaus vermeidbare Schattenseite unserer Wohlstandsgesellschaft ansieht.

Text: Ursula Burkert vom ORF Ö1, gesendet am Neujahrstag 2008.

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